Die Sächsische Zeitung Dresden veröffentlichte am 11.09.2014 einen Artikel unter dem Titel „Sachsen hängt bei der Energiewende hinterher – weil Windräder dort wenig Akzeptanz finden“. Die sächsische Koalitionsregierung aus CDU und FDP hat die Energiewende im Bundesrat abgelehnt, deshalb verwundert es nicht, dass Sachsen im Ranking ziemlich am Ende auftaucht.
Der Autor SIMON WÖRPEL untermauert seine Aussagen mit einer Reihe von Zahlen, die von den deutschen Netzbetreibern stammen, aber keinesfalls als statistisch gesichert gelten. Gesichertes statistisches Datenmaterial zu den Erneuerbaren Energien liegt für Sachsen nur für das Jahr 2012 vor. Die VEE Sachsen e.V. 1 hält es für wichtig, die Öffentlichkeit etwas genauer zu informieren. Der SZ-Autor behauptet, dass Sachsen bisher nur rund 12 % Stromanteil aus erneuerbaren Energieträgern hat. Zwölf Prozent wovon? Im Jahr 2012 speisten die sächsischen Anlagen 4.400 GWh grünen Strom in die Netze, während die gesamte sächsische Stromproduktion rund 38.200 GWh betrug. Von dieser Strommenge werden mehrere tausend Gigawattstunden allein für den Betrieb der Braunkohletagebaue sowie der Kraftwerke benötigt. Der sächsische Stromverbrauch (Wirtschaft, Haushalte, etc.) betrug aber nur 19.583 GWh. Der verbleibende Stromüberschuss wird in andere Bundesländer oder auch in andere europäische Länder exportiert. Wird der grüne Strom von 4.400 GWh auf die absolute Bruttostrommenge bezogen kommen tatsächlich nur knapp 12 % Anteil zusammen. Richtigerweise muss aber auf den Nettostromverbrauch [2012: 19.583GWh] abgestellt werden, und dieser Anteil beträgt 22,5 %! Offensichtlich besteht ein Interesse bestimmter Kreise, den ohnehin unzureichenden sächsischen Stand, in ein noch ungünstigeres Licht zu stellen. Der sächsische Nettostromverbrauch, sowohl in der Wirtschaft, als auch in den Haushalten hat sich in den letzten Jahren ziemlich stabilisiert. Die Einsparungs- und Effizienzanstrengungen in der Wirtschaft und in den Haushalten zeigen positive Wirkung.
„Der Ausbau der Windkraft ist entscheidend für die Energiewende“, so im Zeitungstext. Diese These ist mehr als richtig, darf aber nicht dazu führen, dass die Energiewende nur auf die erneuerbaren Energieträger Wind und Sonne reduziert wird. In der Windenergienutzung rangiert Sachsen auf einem der hintersten Plätze. Nur das Saarland sowie die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin liegen dahinter. Warum nimmt Sachsen beim Ausbau der Windenergie, trotz landesweit guter Windbedingungen, einen der hintersten Plätze ein? Die Antwort lautet nicht, dass die Mehrheit der Bürger gegen Energiewende und Windenergie ist, sondern die Verhinderungspolitik der sächsischen FDP trägt die Hauptschuld. Der FDP-Wahlkampf artete in einem regelrechten Krieg gegen jede Windenergieanlage aus. Mit Unwahrheiten, Schüren von Ängsten, bis hin zur Panikmache in der Bevölkerung war das FDP-Kampfprogramm aufgefüllt. Genützt hat es den Wahlkämpfern nichts, denn die Wahl ging ordentlich verloren. Also kann es nicht ganz der Wahrheit entsprechen, dass in Sachsen wenig Akzeptanz für die Windenergie besteht, denn sonst hätte die FDP erneut ihren Einzug in den Sächsischen Landtag feiern können.
Warum fragt der SZ-Autor WÖRPEL eigentlich den abgewählten sächsischen Wirtschaftsminister S. MORLOK, einen erklärten Gegner der deutschen Energiewende, Leugner des anthropogen verursachten Klimawandels und vehementen Befürworter der Braunkohleverstromung? Da wird den SZ-Lesern schriftlich vorgelegt, dass seit 01.07.2014 der Abstand zwischen Windenergieanlagen und Wohnbe-bauungen bis zu 2.500m betragen müsste. Ein in der SZ abgedruckter Irrtum, denn noch gibt es keine gesetzlichen Abstandsregelungen dieser Art, und solche sind zukünftig auch nicht zu erwarten.
Mag es sich die sächsische FDP als ihr Verdienst anrechnen lassen, dass Sachsen im 1. Halbjahr 2014 mit keinem einzigen Megawatt Leistung an den installierten, rund 1.700 MW Windenergieleistung beteiligt war. So ändert sich das Bild im 2. Halbjahr, denn in Sachsen wurden bisher 39 Genehmigungen erteilt, hinter denen eine Anlagenleistung von 102 MW steht, und besonders erfreulich: 21 Windenergieanlagen gehören zur neuen für das Binnenland technologiebestimmenden 3MW-Klasse.
Sicher bleibt es den Redakteuren überlassen, von wo und von wem diese sich ihre Informationen einholen. Die fachliche Rückfrage bei der VEE Sachsen e.V. würde manche ungenaue oder gar falsche Darstellung vermeiden. In der VEE Sachsen e.V. werden seit Jahren die Daten zu den Erneuerbaren Energien in Sachsen recht akribisch gesammelt, ausgewertet und veröffentlicht 1, 2.