Am 25.05.2012 fand im sächsischen Landtag auf Antrag der Fraktion Die LINKE eine öffentliche Anhörung mit sechs Sachverständigen aus den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft statt. Das Thema, die Speicherung von überschüssiger Elektroenergie, ist aufgrund der fluktuativen Verfügbarkeit von Wind- und Sonneenergie für die Umsetzung der Energiewende von entscheidender Bedeutung. Auch zur Absicherung der Stabilität der Netze können Speicher zukünftig einen größeren Beitrag leisten, indem sie überschüssigen Strom aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. In ihrem Anfang 2012 eingereichten Antrag forderte die Fraktion Die LINKE die sächsische Staatsregierung auf, eine Übersicht zu den verfügbaren und nutzbaren Potenzialen für untertägige Speicher für Elektroenergie in Sachsen vorzulegen. Im Vorfeld bedarf es dabei einer ausführlichen Prüfung und Erhebung der entsprechenden Kapazitäten.
Im Rahmen der öffentlichen Anhörung verwies bspw. Herr Dipl.-Ing. habil. Günther Meier (TU Bergakademie Freiberg, Lehrbeauftragter für Ingenieurgeologie) auf die positiven Erfahrungen mit der Anwendung von Geothermie im Schacht 302 in Marienberg, der bereits vor vier Jahren in Betrieb genommen wurde. Dieser Schacht wird vor allem als Kältespeicher genutzt und schreibt aktuell schwarze Zahlen. Für die Zukunft erachtet er die verstärkte Nutzung von alten Grubenanlagen als Druckluftspeicher als sinnvoll, da von ihnen keinerlei Gefahren ausgehen würden. Prinzipiell weist er in seinem Vortrag darauf hin, dass die vorhandenen Hohlräume für die Nutzung als Speicher meist erst ertüchtigt werden müssten, was meist mit umfangreichen Investitionen verbunden ist.
Im Anschluss widmete sich Herr Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marko Schmidt von der TU Clausthal der Frage, welche Rolle untertägige Pumpspeicherkraftwerke (PSW) zukünftig in der Energiewende, vor allem bezüglich ihres Einflusses auf die Systemstabilität unseres Stromnetzes einnehmen können. Im Ergebnis einer Studie seiner Universität kann man das vorhandene Potenzial kurzfristig verdoppeln, wobei hier die ehemaligen Erzbergbaugebiete besonders gut dafür geeignet sind. Problematisch sieht er den Aspekt, dass untertägige PSW bisher nicht rechtlich im Bundesberggesetz (BBergG) eingebunden sind und damit die Rahmenbedingungen für die Errichtung entsprechender Anlagen unklar blieben. Vor allem die Privilegierung von Rohstoffen im BBergG könnte dabei Probleme verursachen. Die Kosten für den Bau von PSW liegen laut Herrn Schmidt in der Größenordnung von 1200 bis 1800 Euro/kW. Insgesamt mahnt er an, keine Technologie bei der Speicherung zu bevorzugen, sondern offen zu forschen und zu fördern.
Axel Schneegans (Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Freiberg AG) spricht sich ebenfalls für Korrekturen bei den Rahmenbedingungen aus. Er forderte, endlich entsprechende gesetzliche Grundlagen für Speicher zu schaffen und die Anlagen verbrauchernah umzusetzen.
Den Abschluss bildete mit Frank Wustmann (DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH) ebenfalls ein Vertreter eines kommunalen Versorgungsunternehmen. Er mahnte ebenfalls langfristig verbindliche Rahmenbedingungen für Speicher an. Gleichzeitig betonte er, dass man auf eine Technologievielfalt in der Speicherfrage setzen sollte. Als mögliche Alternative nannte er u.a. Power2Gas, das Tauchsiederverfahren oder das Windheizen. PSW sind bisher nur bei Kosten von weniger als 1000 Euro/kW wirtschaftlich darstellbar.
Als weitere Sachverständige wurden Herr Prof. Dr.-Ing. Christoph Brückner (TU Freiberg) und Herr Dr.-Ing. Bert Droste-Franke (Europäische Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH) gehört.
Im Anschluss hatten dann die verschiedenen Fraktion des sächsischen Landtages die Möglichkeit Fragen an die Sachverständigen zu stellen. Dabei wurden vor allem rechtliche Fragen zu untertägigen Speichern erörtert. So regte bspw. Herr Schneegans an, dass die energetische Wassernutzung zukünftig als Bodenschatz definiert werden sollte. Herr Schmidt könnte sich dagegen vorstellen, dass über eine Bundesratsinitiative eine Neuvnovellierung des BBergG sowie das Einfügen eines Speicherparagraphen in das Erneuerbare-Energien-Gesetz dem Ausbau untertägiger Speicher neue Impulse verleiht. Übereinstimmend äußerten sich die Experten dahingehend, dass es derzeit wohl sehr schwierig sei, den Neubau obertägiger PSW voranzutreiben. In diesem Fall wäre wohl mit erheblichen öffentlichen Protesten zu rechnen. Ob im Zuge des LEP 2012 Möglichkeiten und Rahmenbedingungen von untertägigen Speichern untersucht werden sollten, war innerhalb der Expertengruppe umstritten. Herr Brückner (TU Freiberg) unterstützte dieses Ansinnen und wies außerdem daraufhin, dass für die zukünftige Nutzung von untertägigen Speichern Sachsen unbedingt eine Pilotanlage als Druckluftspeicher errichten sollte.
Übereinstimmend kamen fast alle beteiligten Sachverständigen zu dem Schluss, dass eine pauschale Kostenberechnung für neu zu errichtende Anlagen, aufgrund der individuell unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort nicht möglich wäre. Trotzdem sei in Zukunft mit einer Kostendegression zu rechnen.