„Erneuerbare - ein Auf und Ab – aus dem wir gelernt haben“

30 Jahre VEE, 30 Jahre Erneuerbare in Sachsen: ein Meilenstein für die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbaren Energien. Im Alten Pumpenhaus in Dresden, am Vorabend des Mitteldeutschen Branchentages der Erneuerbaren Energien, feierte der Verband mit politischer Prominenz und nachdenklichen Tönen zum Stand der Klimakrise.
Fast 150 Gäste waren am Vorabend des Mitteldeutschen Branchentags gekommen. Die Location setzte dabei den richtigen Rahmen, denn die Halle beherbergte früher die Maschinen zur Wasserversorgung des Kraftwerk Mitte Dresden. Der Abend startete mit einer Überraschung: Sachsens neuer Wirtschaftsminister Dirk Panther (SPD) hatte sich spontan für ein Grußwort angemeldet. „Es war nicht immer einfach“, resümierte er die vergangenen drei Jahrzehnte Engagement für die Erneuerbaren in Sachsen. Und blickte nach vorne: „Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit!“
Intensive Zusammenarbeit trotz Wettbewerbs
Anschließend schauten Dr. Wolfgang Daniels, Gründer und langjähriger Präsident, sowie Falk Zeuner, aktueller Präsident der VEE, zurück auf 30 Jahre. „In den 1990er Jahren starteten wir positiv mit Unterstützung seitens der Landesregierung“, erinnerte sich Daniels. „In den 2000er und 2010er Jahren wurde es deutlich schwieriger. Jetzt mit der grünen Beteiligung ging es wieder aufwärts. Ich gehe davon aus, dass der Schwung erhalten bleibt.“ Daniels betonte dabei die Besonderheit, die die VEE aus seiner Sicht so stark macht: Innerhalb der VEE arbeiteten viele Unternehmen zusammen, die eigentlich in Konkurrenz zueinander stünden. „Wir haben das Auf und Ab trainiert – und werden die kommenden 30 Jahre durchhalten.“
Auch Falk Zeuner war positiv gestimmt: „An den Erneuerbaren geht kein Weg mehr vorbei. Natürlich sind die ein grünes Projekt, aber sie sind zu einem gesamtgesellschaftlichen Projekt geworden“, betonte er. „Die Erneuerbaren sind einer der wichtigsten Bausteine zur Lösung der zahlreichen heutigen Krisen.“ Ziel müsse sein, von den fünf Milliarden Euro jährlich an fossilen Energieimporten loszukommen. „Davon profitieren alle: Kommunen, lokale Projektentwickler, Grundbesitzer und die Gesellschaft im Ganzen.“ Und er versprach: „Die nächsten fünf Jahre werden wahrscheinlich die spannendsten!“
VEE-Unternehmen repräsentieren über 10.000 Mitarbeiter
Andreas W. Poldrack, Geschäftsstellenleiter der VEE Sachsen, führte weiter durch den Abend – und ließ dabei eine Zahl fallen: „Die in der VEE repräsentierten Unternehmen beschäftigen mittlerweile 10.000 Mitarbeiter – zwar global und nicht nur in Sachsen, aber das ist dennoch eine sehr beachtliche Zahl.“
BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter sandte ihre Glückwünsche zu 30 Jahren per Videobotschaft – an, wie sie betonte, „einen der ältesten Verbände in Deutschland.“ Sie schlug einen Bogen von den Erneuerbaren zur lokalen Wertschöpfung über den Klimaschutz hin zur globalen Sicherheit: „Angesichts der globalpolitischen Lage ist der Ausbau der Erneuerbaren unabdingbar. Parallel müssen wir das Stromsystem umbauen, beispielsweise durch Sektorenkopplung: „Das System muss sich den Erneuerbaren anpassen, nicht andersherum. Sie sind jetzt bestimmend.“ Und sie liefern sicherer, schneller und sauberer Energien als alle anderen Energieträger: „Der Mittelstand ist darauf angewiesen, dass grüne Energie fließt, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Klimawandel als Chance?
Den Schlusspunkt setzte die Meteorologin und Klimawandel-Expertin Michaela Koschak mit einem Vortrag über die „Chancen des Klimawandels“. Nanu, Chancen? In einer knappen halben Stunde legte sie dar, wie schlimm es um die Erde derzeit steht. Erstes Fazit: Die Klimakrise ist die Ursache für fast alle globalen Krisen derzeit: Schwindende Biodiversität, Flüchtlingsströme, Pandemien … Die Fragen nach Energie, Hitzevermeidung und Wasserversorgung würden die Zukunft prägen.
„Wenn CO2 nach faulen Eiern riechen würde, hätten wir mehr getan“, hielt Koschak fest und lenkte die Aufmerksamkeit auf Systemische Veränderung, die durch den Druck des Klimawandels entstehe. „Veränderung kostet Überwindung. Stress führt zu alten Mustern. Wir brauchen eine positive Vision“, forderte sie. „Wie schön könnte die Welt sein, wenn wir uns auf die Lösungen einlassen: Kein Plastik, frische Luft, viel Grün. Eigentlich haben die Leute da auch Lust darauf.“
Einer der größten Hebel sieht Koschak in der Bildung – und im gesellschaftlichen Miteinander. „Es braucht Vorreiter – zehn Prozent der Bevölkerung reichen aus! Leute überzeugen, das braucht Zeit, wie bei guten Freundschaften.“ Sie appellierte an die Anwesenden, die Begeisterung für die Erneuerbaren in die Welt hinauszutragen – um Akzeptanz zu schaffen, um Ängste ab- und Vertrauen aufzubauen. Denn: „Das Reden über Probleme schafft Probleme; das Reden über Lösungen schafft Lösungen.“
