Aktuelles aus der sächsischen Solarwirtschaft
In Deutschland stellt sich der Solarmarkt im Moment uneinheitlich dar. Die Einen kämpfen weiter gegen billige Importware aus China, die Anderen wollen gerne chinesische Module für ihre Projekte in Deutschland und Europa verwenden. Eine dritte Gruppe sind deutschen Hersteller von Grundstoffen für Wafer. Die Wirtschaft im Reich der Mitte wächst zwar langsamer aber das jährliche Wachstum ist immer noch siebenmal höher als in Deutschland. Das macht China zu einem beliebten Exportland und seine Modulhersteller zu wichtigen Kunden.
Die Initiative EU Prosun besteht aus Photovoltaik-Herstellern aus Europa unter der Führung von Solarworld. Begleitet wird die Initiative von Glasherstellern für den Solarmarkt EU Prosun Glass. Präsident der Initiative ist Milan Nitzschke, der gleichzeitig Vizepräsident und Konzernsprecher bei Solarworld und Vorstandsmitglied der deutschen Branchenvereinigung BSW Solar sowie Mitglied im sächsischen Energiebeirat ist. EUProsun hat sich auf die Fahnen geschrieben gegen chinesisches Preisdumping auf dem deutschen und europäischen Markt vorzugehen. Mit Erfolg denn seit eineinhalb Jahren gibt es EU-Zölle auf chinesische PV-Importe und einen Mindestpreis von 56 EUR-Cent pro Watt für Module. Unter diesem Preis darf in Europa somit kein Modul verkauft werden.
Der Zusammenschluss deutscher Solar- und Chemieunternehmen SAFE (Solar Allianz Für Europa) wendet sich gegen diese Art von Protektionismus, da sie eigene Kunden in Europa und China nicht verlieren wollen. Die Vereinigung SAFE sagt, dass PV-Stromgestehungskosten in Deutschland in Höhe von 5 Cent/kWh bereits in wenigen Jahren möglich seien. Heute liegen die Kosten für PV-Strom zwischen 8 und 16 Cent/kWh. Die Agentur für Erneuerbare Energien geht ebenfalls von fallenden Kosten gleicher Größenordnung innerhalb der nächsten Jahre aus. Die Kosten für PV-Strom werden also im Gegensatz zu Braunkohlestrom1) weiter massiv sinken.
Bei den Querelen in der Solarindustrie geht der Riss offenbar auch quer durch den Verband BSW Solar. Auf der einen Seite stehen die Hersteller von PV-Modulen und Zubehör und auf der anderen Seite die Anlagenbetreiber und Projektentwickler. Jetzt haben die letztgenannten eine offene Erklärung für einen Solarmarkt ohne Handelsbarrieren veröffentlicht in der die Aufhebung der Maßnahmen gegen chinesische Solarmodule gefordert wird. Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband setzt sich für günstigeren PV-Strom ein und veröffentlicht eine Stellungnahme.
Sachsen hat einen Produktionsstandort von Solarworld in Freiberg, der laut einem Bericht der Freien Presse aus Chemnitz vom Februar seine Verbindlichkeiten enorm reduzieren konnte und sich auf dem Weg der Konsolidierung befindet. Auch der Dresdner Mittelständler Solarwatt konnte wahrscheinlich von den Schutzzöllen auf chinesische PV-Module profitieren. Ob dies nur auf die Schutzwirkung der EU-Maßnahmen, die seit 2013 bestehen zurück zu führen ist, sieht die VEE Sachsen e.V. eher kritisch. Aber auch der Befürworter für eine Wiederöffnung des europäischen Marktes haben Standorte in Sachsen. So ist der Chemiekonzern Wacker Siltronic AG mit einen Standort in Freiberg und einen in Nünchritz im Landkreis Meißen vertreten. Die Wacker-Tochter liefert weltweit Grundstoffe auf Silicium-Basis für die PV-Modulherstellung. Aber auch der Projetentwickler juwi mit seinem Standort in Brandis bei Leipzig und die Goldbeck-Solar Gruppe, die Bauleistungen für mittlere und große Solaranlagen von Treuen im sächsischen Vogtland aus übernimmt stimmten für eine europäische Marktöffnung.
Die Argumente beider Seiten im PV-Handelsstreit, der wie man sieht auch Sachsen betrifft lassen sich hier erkennen:
Interview: PV magazin mit Milan Nitzschke
Offene Erklärung SAFE (Solar Allianz Für Europa)
Braunkohle 1)
Die Kosten um Braunkohle in Strom umzuwandeln werden hingegen bei 5 bis 17 Cent/kWh stehen bleiben wie in der Studie der Agentur für Erneuerbare Energien (Fraunhofer ISE 2013, ZSW et al. 2014) zu lesen ist oder so die Einschätzung der VEE Sachsen e.V. sogar noch steigen. Mit Brennstoffkosten, die sich nicht vermeiden lassen hat Braunkohlestrom kostenmäßig keine Luft nach unten. Aus umweltpolitischer Sicht ist eher mit höheren Preisen zu rechnen. Der jüngste Versuch den CO2-Ausstoß einzupreisen (Wirtschaftsminister Gabriel) wird sicher nicht der letzte gewesen sein. Denn der Zertifikatshandel wird weiter reformiert werden - vieleicht schon als Reaktion auf den diesjährigen Klimagipfel in Paris. Da der Freistaat Sachsen keine Anstrengungen macht die Nachbraunkohle-Ära selbst zu gestaltet wird er wohl zuschauen müssen wie seine Braunkohleindustrie von der Weltgemeinschaft, der EU, der Bundesregierung und nicht zuletzt vom Strommarkt selbst liquidiert wird.
Foto: Detail PV-Modul (Foto: M.Gehling)