Solar

Innovationen aus Sachsen: Eine sächsische Blaupause für doppelte Acker-Energie

5. Januar 2022

Agri-Photovoltaik ist bisher in Deutschland und Sachsen eher die Ausnahme. Ronny Böhme aus Schwosdorf will das ändern – mit einem Pilotprojekt, das zum Vorbild werden soll.

Die Energiewende in Sachsen stockt – aber dennoch gibt es Unternehmen und Menschen von hier, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien und innovative Energiekonzepte in Deutschland und Europa vorantreiben. Hier stellen wir sie vor.

2022-01-05 Modell einer AgriPV Anlage 700px.jpg

Was tun mit meiner Ackerfläche? Bei Ronny Böhme aus Schwosdorf in der Nähe von Kamenz lief ein langfristiger Pachtvertrag nach 30 Jahren aus – und nun stellte er sich wie so viele diese Frage. „Mein erster Gedanke war biologischer Ackerbau“, berichtet er. „Doch die Bodenqualität reichte dafür einfach nicht aus.“ Zwischenzeitlich überlegte er sogar, ein kleines Windrad aufzustellen – und hatte schon bei Anwohnern vorgefühlt. „Wenn, dann will ich die Nachbarschaft mitnehmen und alle sollen davon einen Mehrwert haben.“

Böhme beriet sich mit Freunden. Dabei kam das Thema Permakultur auf – also eine dauerhafte Bewirtschaftung und Ernte der verschiedenen Früchte rund um das ganze Jahr. „Und dann verfolgte ich eine Webkonferenz über Agri-PV, auf dem YouTube-Kanal der VEE“, erzählt Ronny Böhme. „Da hat es Klick gemacht und ich bin das Thema zusammen mit der Referentin aus dem Livestream angegangen, Professorin Kerstin Wydra von der Fachhochschule Erfurt.“

Pilotprojekt mit regionaler Wertschöpfung

So entstand eine Idee für doppelte Energie aus dem Acker: dem Biolandbau inklusive Permakultur einerseits – und Strom aus einer Agri-PV-Anlage andererseits. „Anfangs hatte ich Sorge, dass eine Stahlkonstruktion für die Befestigung der Photovoltaik-Anlage sehr aufwändig und teuer werden könnte“, räumt Ronny Böhme ein. „Zusammen mit den bisher für Agri-Photovoltaik üblichen gewächshausähnlichen Konstruktionen, die für die Permakultur nötig sind, würde das schon sehr wuchtig werden.“

Das Problem will er mit Unterstützung eines italienischen Unternehmens lösen, die ein filigranes Seil-System zur Aufhängung der Module entwickelt haben. Ziel des Projektes soll im optimalen Fall auch sein, dass dieses System künftig in Sachsen gefertigt wird. „Ein erstes Gespräch dazu gab es bereits hier bei uns im Raum Kamenz.“

Eine hochautomatisierte Blaupause

Ronny Böhme möchte seine Erkenntnisse nicht für sich behalten. Im Gegenteil: „Wir arbeiten eng mit der TU Dresden sowie dem Technologiezentrum Bautzen zusammen. Einerseits ist das Ziel, den Acker mit durch Sonnenenergie betriebenen Robotern zu bewirtschaften. Zudem wollen wir das Projekt für Nachahmer aus der Region dokumentieren.“ Bedeutet: Aus Böhmes Anlage entsteht eine Art Anleitung, die in Zukunft jeder Interessierte nutzen können wird. „Es gibt noch eine Menge Dinge zu klären – und besonders die Bauern haben durchaus nachvollziehbare Skepsis. Schließlich wollen sie vor allem eines: Lebensmittel erzeugen.“

Ein Konflikt mit vielen Chancen

Den Konflikt zwischen Lebensmittelerzeugung und Energieerzeugung gibt es seit längerem. Das eine aber zu tun, ohne das andere zu lassen – das ist zumindest für Sachsen neu. Für Böhme ist der Fall klar: „Wollen wir in absehbarer Zeit genügend eigenen Strom aus Sonne haben, statt uns auf Energieimporte, Kohle- oder Atomstrom zu verlassen? Dann müssen wir neben der Entwicklung von Speichermöglichkeiten mit der Erzeugung von Energie in die Fläche.“

Diese Transformation treibt Ronny Böhme an. Gleichzeitig fehlen für die Energiewende genügend Fachkräfte zur Errichtung der Anlagen, etwa auf Hausdächern. „Das ist ein deutsches Phänomen und liegt daran, dass über Jahrzehnte Ausbildungsberufe durch Politik und Gesellschaft nicht wertgeschätzt wurden.“ Der Politik seien diese Entwicklung gleichgültig gewesen. Wenn Ronny Böhme jungen Menschen heute etwas empfehlen würde, dann dieses: „Lernt Handwerksberufe! Menschen, die anpacken, haben auch in Krisenzeiten eine großartige Zukunft. Wie wär‘s mit Solarteur?“

Eine Idee, die bereits jetzt prämiert ist

Noch ist das Projekt eine Idee – allerdings bereits preisgekrönt: Erst kürzlich wurde das Agri-PV-Projekt mit ergänzender Permakultur mit dem eku-Zukunftspreis des Freistaates Sachsen prämiert. „Ich gehe derzeit voll ins Risiko – schließlich bin ich kein Investor“, sagt Ronny Böhme, und unterstreicht noch mal: „Das Projekt soll einen dauerhaften Mehrwert für alle Anwohner rund um die Anlage haben.“

Aktuelles aus der sächsischen Solarwirtschaft

22. Juli 2015

PV-Modul-Detail_0.jpgIn Deutschland stellt sich der Solarmarkt im Moment uneinheitlich dar. Die Einen kämpfen weiter gegen billige Importware aus China, die Anderen wollen gerne chinesische Module für ihre Projekte in Deutschland und Europa verwenden. Eine dritte Gruppe sind deutschen Hersteller von Grundstoffen für Wafer. Die Wirtschaft im Reich der Mitte wächst zwar langsamer aber das jährliche Wachstum ist immer noch siebenmal höher als in Deutschland. Das macht China zu einem beliebten Exportland und seine Modulhersteller zu wichtigen Kunden.

Die Initiative EU Prosun besteht aus Photovoltaik-Herstellern aus Europa unter der Führung von Solarworld. Begleitet wird die Initiative von Glasherstellern für den Solarmarkt EU Prosun Glass. Präsident der Initiative ist Milan Nitzschke, der gleichzeitig Vizepräsident und Konzernsprecher bei Solarworld und Vorstandsmitglied der deutschen Branchenvereinigung BSW Solar sowie Mitglied im sächsischen Energiebeirat ist. EUProsun hat sich auf die Fahnen geschrieben gegen chinesisches Preisdumping auf dem deutschen und europäischen Markt vorzugehen. Mit Erfolg denn seit eineinhalb Jahren gibt es EU-Zölle auf chinesische PV-Importe und einen Mindestpreis von 56 EUR-Cent pro Watt für Module. Unter diesem Preis darf in Europa somit kein Modul verkauft werden. [...]