Wie sich die Stromkosten zusammensetzen und welchen Einfluss die Erneuerbaren Energien darauf haben

In den zurückliegenden Wochen sind die steigenden Strompreise wieder verstärkt in den öffentlichen Fokus gerückt. Ausgangspunkt waren die am 15.10.2013 veröffentlichten Zahlen zur Höhe der EEG-Umlage für das Jahr 2014. Mit jetzt 6,24 Cent/kWh steigt sie um knapp 1 Cent im Vergleich zum Jahr 2013. Als Haupttreiber des Anstiegs wurden dabei der weiterhin sinkende Börsenstrompreis sowie die Ausnahmeregelungen für energieintensive Unternehmen identifiziert. Die Kosten für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien tragen nur 15% zum Anstieg der Umlage bei, wie der Bundesverband Erneuerbare Energien berechnet hat.

Zusammensetzung des Strompreises

In der Folge wird wieder vermehrt vor den explodierenden Strompreisen gewarnt. Verantwortlich dafür wird meist einseitig der Ausbau der Erneuerbaren Energien gemacht, indem man explizit auf die Höhe der EEG-Umlage verweist. Diese nimmt allerdings nur einen Anteil von 18,4 % des Gesamtstrompreises ein. Daneben schlagen noch die Netzentgelte mit 20% des Strompreises sowie die Strombeschaffung und der Vertrieb mit zusammen 30% zu Buche. Ein weiterer stetig wachsender Anteil am Strompreis wird durch Steuern und Abgaben bestimmt.

Die VEE Sachsen e.V. hat gemeinsam mit dem Verband der Wasserkraftwerksbetreiber Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. darauf reagiert und zum Thema einen Informationsflyer herausgebracht.

Energiewende in Deutschland – Akzeptanz und Zeithorizont 

Die Mehr der Bevölkerung in Deutschland steht weiterhin hinter der Energiewende und befürwortet den weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien.

Teilweise sind dafür sogar bereit, deutlich mehr als heute üblich für ihren Strom zu bezahlen. Allerdings gelingt die Umwandlung des Energiesystems nicht auf Knopfdruck. Das bestehende auf Großanlagen ausgerichtete zentralisierte Gesamtsystem muss in den kommenden Jahren auf ein dezentrales kleinteiliges System aus verschiedenen Energieträgern ausgerichtet werden. Dabei kann jede Region ihr individuelles Potential ausnutzen. Das heißt je nach Lage und meteorologischen Bedingungen dienen die unterschiedlichsten Energieträger wie Biomasse, Geothermie, Solar, Wasser- und Windkraft als Hauptbestandteile im regenerativen Energiemix. Derzeit befinden wir uns aber in der Phase des Wandels. Aus diesem Grund müssen die verschiedenen Steuern und Umlagen dazu genutzt werden den Umwandlungsprozess so schnell wie möglich zu gestalten, um zukünftig einer sicheres und kostengünstigeres Energiesystem zu besitzen. 

Stromkosten nur ein Viertel der gesamten Energiekosten

Betrachtet man allerdings die monatlichen Energiekosten eines durchschnittlichen 3-Personen Haushaltes genauer, dann fällt auf, dass Strom nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil von 25,4 % an den Gesamtenergiekosten einnimmt. Im Gegensatz dazu sind die Wärmekosten (Heizölkosten  35,3 %) und die Mobiilitätskosten (Benzin 39,3%) ein erheblich größerer Kostenfaktor, obwohl in beiden Segmenten der Anteil der Erneuerbaren Energien deutlich geringer ist als im Strombereich. So sind in den letzten Jahren die Preise für Mobilität und Wärme ebenfalls deutlich angestiegen, obwohl hier keine Erneuerbaren Energien per Umlage finanziert werden müssen.

Steiler Anstieg der Rohöl- und Erdgaspreise 

Ursache für diese Entwicklung ist der immense Preisanstieg der Importkosten für die Energierohstoffe Mineralöl und Erdgas. Abzulesen ist dies bspw. an der Entwicklung des Jahresdurchschnittspreises von Importerdgas. Innerhalb von zehn Jahren stieg dieser um mehr als 150% von 105 €/ t SKE im Jahr 2002 auf 263 € /t SKE im Jahr 2012. Im gleichem Zeitraum stieg der Preis von Rohöl noch dramatischer von 130 € /t SKE auf 441€ /t SKE im Jahr 2012. (Quelle: Statistik der Kohlewirtschaft e.V.)

Mangelnde Transparenz bei den Kostenstrukturen fossiler Energieträger 

Allerdings sind die wahren Kosten des Strompreises, vor allem die Folgekosten und die staatlich gewährten Subventionen, im Gegensatz zu den Erneuerbaren Energien nicht auf der Stromrechnung zu sehen. So hat im Jahr 2013 das Bundesumweltamt die versteckten Subventionen des Deutschen Staates aufgelistet und kommt auf einen Wert von über 50 Mrd. Euro für das Jahr 2010. Insgesamt zeigt sich beim Vergleich der staatlichen Förderungen in den letzten 40 Jahren, entnommen aus einer Studie des Forums für ökologisch-soziale Marktwirtschaft, ein deutliches Gefälle. So summiert sich die staatliche Förderung der Steinkohle auf insgesamt 311 Mrd. € und die für Atomenergie auf 213 Mrd. €. Die Erneuerbaren Energien erhielten zusammen hingegen nur 67 Mrd. €. Erst Anfang Oktober 2013 wurde publik, dass EU- Energiekommissar Günther Oettinger die entsprechenden Zahlen der Kosten fossiler Energieträger aus einem Berichtsentwurf seiner Behörde entfernen ließ. 

Ziel des Erneuerbaren Energien Gesetzes: 

Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) dient in erster Linie dazu die Erneuerbaren Energien in den Energiemarkt zu fördern und über den Einspeisevorrang regenerativer Energien in den Markt zu integrieren. Aus diesem Grund sollte ursprünglich die EEG-Umlage dazu führen, dass der Umbau des Energiesystems zugunsten der klimafreundlichen Erneuerbaren Energien von statten geht. Durch den Merit-Order-Effekt und den Preisverfall der Emissionszertifikate kommt es zum paradoxen Umstand dass mit steigendem Anteil der Erneuerbaren Energien der Börsenstrompreis fällt und als Folge die EEG-Umlage steigt. Diese berechnet sich vereinfacht erklärt aus der Differenz der garantierten Einspeisevergütung und dem Strompreis an der Leipziger Strombörse EEX.

Hintergrundinformationen zum Merit-Order-Effekt 

WDR-Filmbeitrag zum Merit-Order-Effekt

Wer ist für die Festsetzung der EEG Umlage zuständig? 

Laut der Verordnung zur Ausführung der Verordnung zur Weiterentwicklung des bundesweiten Ausgleichsmechanismus (AusglMechAV) vom 17.08.2012 sind die Übertragungsnetzbetreiber bis zum 15. November des aktuellen Jahres verpflichtet, die EEG Umlage des nächsten Jahres zu prognostizieren. 

Wie setzt sich die EEG-Umlage zusammen? 

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage wer von der EEG- Umlage profitiert. Normalerweise müsste man vermuten dass die EEG-Umlage vollständig zur Errichtung von Erneuerbaren Energien genutzt wird. Bei der Aufgliederung der Einflüsse auf die EEG-Umlage ergibt sich dann aber folgendes Bild: So berechnete der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE e.V.) für die EEG-Umlage 2014, dass der Anteil der reinen Förderkosten für die Erneuerbarer Energien nur 2,54 Cent je kWh ausmachen werden, bei einem im September 2013 angenommenen Anstieg der Umlage auf 6,42 Cent je kWh für das Jahr 2014.

Weitere Kostenblöck:

  • der Rückgang des  Börsenstrompreises schlägt mit 1,47 Cent je kWh zu Buche
  • die Industrieprivilegien (Befreiung und Ermäßigung) tragen 1,26 Cent je kWh bei
  • die Nachholung für die Fehlbeträge des letzten Jahres 0,86 Cent je kWh
  • die Liquiditätsreserve/Marktprämie 0,16 Cent je kWh/ 0,13 Cent je kWh

Die Befreiung der stromintensiven Unternehmen stellt damit eine günstige Möglichkeit der Quersubvention für international tätige aber auch regional agierende Firmen dar. So zahlen die Haushalte aktuell ca. 1,1 Mrd. Euro mehr für den Ausbau erneuerbarer Energien als die Industrie, obwohl im Industriesektor 75 Prozent mehr Strom verbraucht wird. Dazu kommt, dass diese Unternehmen in der Regel auch von den gesunkenen Börsenstrompreisen profitieren können, da sie sich an der Strombörse mit immer günstigerem Strom eindecken können. 

Beim Industriestrompreis (bei einem Jahresverbrauch von 160 bis 20.000 MWh) ist nach Aussage des entsprechenden Branchenverbandes Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in den letzten Jahren für den Strompreis (ohne Einbezug von Steuern und Abgaben) eine rückläufige Tendenz auszumachen. Insgesamt wurde die Industrie von der Bundesregierung im Jahr 2012 beim Strompreis um ca. 13 Mrd. Euro entlastet, nachzulesen ist dies im Monitoringbericht der Bundesregierung zur Energiewende 2013 (Seite 93). 

Auch für das kommende Jahr wird bspw. die Anzahl der Unternehmen weiter ansteigen, die eine Ermäßigung oder Befreiung von der Zahlung der EEG-Umlage beantragt haben. Daneben sind ein Teil der Unternehmen zusätzlich von den Netzentgeltzahlungen zumindest teilweise befreit.

In Bild und Ton wurde diese Problematik u.a. im ZDF Magazin Zoom anschaulich zusammengefasst.

Fazit: 

Festzuhalten bleibt, dass Strom aus Erneuerbaren Energien bereits heute kostengünstiger ist als Strom aus konventionellen Energieträgern, wenn man bei der Atomkraft- und Kohleenergie die externen Kosten (u.a. Umweltschäden, Beseitigung von Altlasten) und die verdeckten staatlichen Unterstützungsleistungen berücksichtigt würden. 

Tendenziell werden die Kosten für Rohstoffe und fossile Energieträger weiter steigen. Aufgrund der  Importabhängigkeit Deutschlands bei Rohstoffen ergibt sich daraus ein höheres Planungsrisiko. 

Deutschland kann als Energiewendepionier von den gesammelten Erfahrungen profitieren und somit als Mentor für andere dienen. 

Die Energiewende führt zu mehr Demokratie und mehr Gerechtigkeit.