VEE Sachsen e.V. reagiert mit Leserbrief auf Artikel in der Leipziger Rundschau
Sehr geehrter Herr Biskupek,
mit Interesse habe ich Ihren Artikel in der Leipziger Rundschau – Sachsen Sonntag zum aktuellen Thema der Energieversorgung gelesen. Mir ist nur leider die Intention des Artikels nicht ganz klargeworden. Vielleicht so viel: nichts ist sicher, nicht ist klar. Daher möchte ich nur ein paar Punkte anmerken:
Dass der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien zukünftig vermehrt neue Jobs schaffen wird, dafür braucht man keine Studien zu Rate ziehen. Es genügt schon, die Entwicklung der letzten Jahre zu betrachten. So wächst der Anteil der Erneuerbaren Energien am deutschen und sächsischen Energiemix schon seit Jahren kontinuierlich. Gleichzeitig verbuchen wir im letzten Jahrzehnt einen Anstieg der Arbeitsplätze im Bereich der regenerativen Energien In derselben Zeit wurden dagegen im Bereich der Braunkohleförderung und -verstromung tausende Arbeitsplätze abgebaut, obwohl im letzten Jahr so viel Braunkohle wie noch nie in Deutschland gefördert wurde.
Weiter beschrieben Sie in Ihrem Artikel ebenfalls, dass ein Viertel der Bruttoenergiezeugung derzeit noch von der Braunkohle abgedeckt wird. Gleichzeitig weisen Sie darauf hin, dass man hier nicht auf alles verzichtet, auf das man sich derzeit stützt. Hierbei sollte man bedenken, dass die Erneuerbaren Energien durch ihr vorrangiges Einspeiseprivileg den Braunkohlestrom längerfristig aus dem Netz drängen werden. So verkündete die Netztochter von Envia M Anfang dieses Jahres, dass sie im Monat Dezember 2011 bereits 80% ihres Energiebedarfs über die Einspeisung von regenerativen Energien abdecken konnte.
Sie überschreiben Ihren Artikel, dass es scheinbar keine Garantien für eine sichere Energiever-sorgung gibt. Aber diese Sicherheit wird auch die Versorgung mit fossilen Energieträgern nie gewährleisten können. Wir haben zwar in Sachsen ausreichend Braunkohle für die nächsten Jahrzehnte, können aber damit keine nennenswerten Reduzierungen beim Ausstoß von Treib-hausgasen, die bei deren Verbrennung anfallen, realisieren. Der Einfluss der Treibhausgase auf den Klimawandel ist hinlänglich bekannt.
Von den Bergbaufolgeschäden und der Vertreibung von tausenden Menschen aus ihrer Heimat müssen wir ebenfalls sprechen. Wer trägt die Kosten für den Rückbau von AKW´s und für die Sanierung von Tagebauen, wenn die dafür angelegten Rücklagen der Energiekonzerne nicht ausreichen werden? Die bisherigen Erfahrungen lehren uns, dass die Kosten auf die Steuerzahler übertragen werden. Die Sanierung der ostdeutschen Braunkohletagebaue kostete seit 1990 bereits über acht Milliarden Euro, und das Ende ist längst nicht abzusehen. Aber solche Themen wurden höchstwahrscheinlich in der Ethikkommission der Bundesregierung nicht diskutiert.
Nun noch abschließend einige Anmerkungen zur „Grünen EE-Potenzial-Studie“ der VEE Sachsen e.V. Darin heißt es, dass es möglich wäre bis zum Jahre 2020 den Anteil der Erneuerbaren Energien am sächsischen Strommix auf 80% zu erhöhen. Dafür bedarf es diverse Maßnahmen und vor allem ambitioniertere energiepolitische Zielsetzungen der Staatsregierung, um die Rah-menbedingungen für die Erneuerbaren Energien spürbar zu verbessern. Beides sucht man leider bisher vergeblich.
Und das von Ihnen beschriebene Märchen findet seine Entsprechung zumindest ein Stückweit schon jetzt in der Realität, wenn sich noch einmal die Erfahrungen der Netztochter der Envia M im Dezember 2011 vergegenwärtigt.
Es wäre sicherlich zielführend diese Frage mit allen Beteiligten zu diskutieren. Deshalb streben wir an auf die IBCE zuzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Schubert
Geschäftsführer VEE Sachsen e.V.